Künstler*in
© hr/Ben KnabeChristian Jaksjø
Der musikalische Hintergrund Christian Jaksjøs umfasst Studien über Improvisation, Komposition und elektro-akustische Musik, eine Karriere als Posaunist, Euphonist und an verwandten Instrumenten, interdisziplinäre experimentelle Studien dynamischer Form, zusammen mit einer gleichzeitigen, bahnbrechenden kreativen Tätigkeit als Komponist.
In seinen Kompositionen verwendet er beispielsweise prozessuale musikalische Transformation in der Form diskret variierender, virtueller, gleich temperierter n-Ton Unterteilungen der Oktave (›Orthodrom/Loxodrom [Grosszirkelnavigation]‹, 1997–2000). Ebenso arbeitet er mit architektonisierter Musik, indem er algorithmisch mit komplexen dynamischen Systemen komponiert, die unmittelbar auf räumlichen, architektonischen Strukturen basieren (›Ungrounded [Zonnestraal]‹, 2002) sowie mit stochastischen Algorithmen und Klangsynthese basierend auf mystischen Texten von David Libeskind (›The Four Texts‹, 2003) oder auf der virtuellen instrumentellen Resonanz, wie sie in Helmut Lachenmanns Werk ›Serynade‹ vorkommt; im letzten Fall kombiniert mit komplexer instrumentaler Erweiterung in Form von ringmoduliertem und elektromagnetischem Feedback (›Ulysses [Encountering the Imaginary]‹, 2010). ›They Will Be Buried by Laughter [Change Ringing]‹ (2011) entsteht durch kollektive und dynamisch kontrollierte regelbasierte Entscheidungen, die über das Gehör gesteuert werden und schließlich in einem offenen musikalischen Raum resultieren.
Grundlegend für das Werk von Jaksjø – sowohl als Komponist als auch als Improvisator – ist die Hörbarmachung des Unhörbaren; von unterliegende Kräfte ebenso wie ansonsten nicht wahrnehmbare Strukturen. Christian Jaksjø lebt und arbeitet in Oslo, wo er 1973 geboren wurde, und in Frankfurt am Main, wo er seit 2003 in der hr-Bigband Posaune spielt.